Wenn Sie meinen Blogpost der letzten Woche über die offiziellen Medaillen und Abzeichen der Olympischen Spiele 1936 in Berlin gelesen haben, werden Sie festgestellt haben, dass einige der wichtigen Informationen direkt aus dem offiziellen Bericht zu den Spielen stammten, der von der deutschen Regierung erstellt wurde. Daher habe ich mir gedacht, dass ich in dieser Woche ein wenig über sie sprechen möchte und darüber, warum sie für Sammler olympischer Erinnerungsstücke eine wertvolle Quelle darstellen.
Die offiziellen Berichte über aktuelle Olympische Spiele sind dicke Wälzer, die jeden Aspekt der Spiele vom Ausschreibungsverfahren bis zur Abschlusszeremonie abdecken, mit detaillierten fachlichen und finanziellen Einzelheiten jeder Etappe des Verfahrens. Im Falle der Olympischen und Paralympischen Spiele in London 2012 war dies ein jahrzehntelanger Weg mit Kosten in Höhe von nahezu 9 Milliarden Pfund. Dabei sind der gesetzliche Rahmen, Sicherheit, Technologie, Stadtinfrastruktur, Ablauf und Unterbringung (204 Länder sandten mehr als 10.000 Athleten zur Teilnahme an 300 Wettkämpfen) nur ein paar der Themen, die es zu berücksichtigen gilt. Kein Wunder also, dass sich der offizielle Bericht über London 2012 über 3 Bände erstreckte!
Der erste offizielle Bericht wurde bei der ersten Neuauflage der Olympischen Spiele 1896 in Athen angefertigt. Er wurde in 2 Versionen erstellt, in Griechisch und Französisch (da Französisch die offizielle Sprache des IOC ist) sowie in Deutsch und Englisch. Heutzutage werden alle offiziellen Berichte in der/den offiziellen Sprache(n) des Gastgeberlandes und in den offiziellen Sprachen des IOC (Englisch und Französisch) veröffentlicht. Der Bericht zu den Spielen von 1896 begann mit einer Monografie des alten Olympia (dessen Ausgrabungen erst 20 Jahre zuvor begonnen hatten) und fuhr fort mit der Erläuterung der Planung der Spiele einschließlich Informationen darüber, wie das Geld zur Ausrichtung einer solchen Veranstaltung aufgebracht wurde. Eine der Perlen des Berichts war für mich eine Einkommensquelle, die zu jener Zeit bahnbrechend war: „400.000 Drachmen wurden dem Komitee durch den Verkauf von Gedenkmarken zugesichert.“ Der Bericht enthält darüber hinaus viele Fotografien und Illustrationen der teilnehmenden Athleten sowie in journalistischem Stil geschriebene Berichte über sämtliche Veranstaltungen.
Dies wurde bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris fortgeführt, der Bericht der Spiele 1904 in St. Louis jedoch wurde von Spalding‘s Official Athletic Almanac veröffentlicht und beinhaltete einen viel kürzeren Bericht. Tatsächlich versäumte es seitdem nur das belgische Organisationskomitee, einen Bericht für die Spiele in Antwerpen 1920 anzufertigen, nachdem ihm das Geld ausgegangen war. Dennoch wurde dieser später, im Jahr 1958, von Alfred Verdyck veröffentlicht, der einen maschinengeschriebenen Bericht herausgab, welcher heute als der offizielle Bericht anerkannt wird. Selbst das japanische Organisationskomitee schaffte es, einen Bericht über die Vorarbeiten für die Spiele 1940 anzufertigen, die es „bis zum Verzicht“ (seine eigenen Worte für den Titel des Berichts, da es bedingt durch den Ausbruch des Zweiten Chinesisch-Japanischen Kriegs nicht in der Lage war, die Spiele auszurichten) geleistet hatte. Selbstverständlich sollte ich ebenso erwähnen, dass auch für sämtliche Winterspiele offizielle Berichte angefertigt wurden (mit Ausnahme der Spiele von Chamonix 1924, die im Bericht über Paris 1924 enthalten waren).
Wenn Sie einen dieser Berichte lesen, werden Sie schnell feststellen, dass diese eine wahrhaft unbezahlbare und faszinierende Quelle darstellen – insbesondere für Sammler, die sich auf bestimmte Spiele spezialisiert haben. Diese Fülle an Informationen wird Ihr Wissen, Ihr Verständnis und die Wertschätzung dieser Spektakel vergrößern und hoffentlich für Sie zu einer bereichernderen und interessanteren Sammlung führen!
Verständlicherweise sind die wertvollsten Berichte jene der Spiele 1896, 1900 und 1904. Sie sind jeweils tausende Euro wert (falls Sie einen solchen finden können!). Die anderen Berichte sind üblicherweise zwischen einhundert und mehreren hundert Euro wert. Die gute Nachricht ist jedoch, dass jeder einzelne Bericht bis 2010 online frei verfügbar ist, und dies dank der LA84 Foundation.
Lassen Sie sich also im Juni 2015 nicht die nächste David-Feldman-Auktion olympischer Erinnerungsstücke und Philatelie entgehen, denn wir werden Ihnen dann auch einige offizielle Berichte anbieten können.